20. November 2019

Die Geschichte hinter der Pfaffen AG – Interview mit Geschäftsinhaber René Pfaffen

Heute werfen wir einen Blick in die Geschichte der Pfaffen AG aus Susten. Interessante, schöne und bereichernde Momente erzählt uns der Geschäftsinhaber Herr René Pfaffen, Sohn des Gründers Rudolf Pfaffen.

 

Die wichtigsten geschichtlichen Stationen der Pfaffen AG

 

1959 – Die Pfaffen Innendekorationen wurde durch Herrn Rudolf Pfaffen als Einzelunternehmen gegründet und hat ihren Sitz an der Waldstrasse 15 in 3952 Susten im Kanton Wallis. Ziel der Firma war die Lieferung, Montage und Beratung von und für Bodenbeläge und Innendekorationen aller Art sowie Polsterei und Storen und damit zusammenhängende Tätigkeiten.

2001 – Diese wurde in den Jahren bis 2001 durch Herrn Rudolf Pfaffen geleitet, bis dieser in diesem Jahre die Geschäftsleitung an Herrn René Pfaffen übergab. Der neue Geschäftsführer wandelte die Pfaffen Innendekorationen von einer Einzelunternehmung in eine Aktiengesellschaft um. Das Ziel der Firma blieb auch unter seiner Leitung dieselbe.

2013 – kam ein weiterer Bereich dazu: PfaffenArt entwickelt und produziert Taschen und Accessoires aus Filz und Leder

Zurzeit ist das Unternehmen in drei grosse Bereiche eingeteilt: Der Bau, die Polsterei – PfaffenArt sowie die Buchhaltung/Sekretariat. Der grösste und wichtigste Bereich ist seit Jahren der Bau, in welchem durch das Verlegen von Böden die Mehrheit des Umsatzes erzielt wird. Zudem ist die Innendekoration ebenfalls Bestandteil des Baus, in welchem Beschattungen verkauft und montiert werden.

Jedoch wurde der Bereich der Polsterei und der PfaffenArt, welche Leder- und Filztaschen sowie Accessoires (Kissen, Türstopper, Hocker, etc.) herstellt, in den letzten Jahren immer mehr ausgebaut. Hier ist vor allem der Geschäftsführer tätig, welcher mit einem Mitarbeiter die jeweiligen Arbeiten einholt, koordiniert und erstellt.

 

Interview mit Geschäftsinhaber René Pfaffen

 

Ist der Standort in Susten immer noch der Gleiche wie vor 60 Jahren?

 

René Pfaffen: Der Standort von 1959 bis 1961 war an der Kantonsstrasse Susten beim Kreise, wo man nach Leuk Stadt abbiegt. Da wo heute der Kaminfeger sein Geschäft hat.

Die Firma wurde an der Waldstrasse 15 gegründet. Die Lokalitäten der Werkstatt und Polsterei waren im Wohnhaus von Rudolf Pfaffen. Anschliessend wurden Lokalitäten neben seinem Wohnhaus erbaut und bezogen. Für eine kurze Zeit wurde die Administration sowie die Ausstellungsräumlichkeiten ins Zentrum von Susten (Sustenstrasse 20) verlegt. Ab 2015 wurden jedoch die Räumlichkeiten an der Waldstrasse 15 so umgebaut, dass alles zusammen an einem Ort vereint ist.

 

Was war der Antrieb Ihres Vaters, die Pfaffen AG zu gründen?

 

René Pfaffen: Er ist gelernter Innendekorateur und es drängte sich auf, selbstständig zu werden, da es zu dieser Zeit nicht viele Möglichkeiten gab, als angestellter Innendekorateur in der Region arbeiten zu können.

 

Wie empfand er das Wirtschaftswunder in den 1960er Jahren?

 

René Pfaffen: Der Anfang eines jeden Geschäftes ist sicherlich schwierig, denn es muss sich ein Name erarbeitet werden. Mein Vater musste die Doppelbelastung als Familienvater und Unternehmer unter einen Hut bringen. Durch harte Arbeit und ein gutes Verhältnis zur Bevölkerung konnte die Pfaffen Innendekorationen wachsen. Für Rudolf war es stets wichtig, die Arbeit in Top-Qualität abzuliefern. Daher wurde Personal angestellt, welches anschliessend immer wieder Weiterbildungen geniessen konnte und daher auf dem neusten Stand der Produkte, Arbeitsschritte und Technologie war. Nichts desto trotz waren es vor allem die 70er Jahre, die wegen der Weltwirtschaftskrise für die Firma eine Herausforderung darstellten. Durch geschickte Entscheidungen und qualitativ hochwertige Arbeit konnte das Unternehmen weiterwachsen.

 

Hatten Sie schon immer den Wunsch, im Unternehmen Ihres Vaters zu arbeiten und es fortzuführen?

 

René Pfaffen: Die Entscheidung, den Beruf als Innendekorateur zu erlernen und im Betrieb zu arbeiten, war quasi in die Wiege gelegt. Nur wollte ich einen anderen Weg einschlagen, nämlich als Radio- und TV-Elektriker. Ich hatte schon die Lehrstelle. Nur merkt ich, dass mir etwas anderes mehr Freude bereiten wird. Mir wurde alle Freiheiten offengelassen. Nur ich wusste, was ich wollte. Ich wollte den Beruf als Innendekorateur erlernen und hatte schon viele Pläne. Es war immer mein Traumjob, da er vielfältig und äusserst kreativ ist. Der Kontakt zu den Menschen, deren Wünsche und Idee umzusetzen, ist eine stete Herausforderung. Wenn man das fertige Produkt dem Kunden übergibt und dieser zufrieden ist, hat man alles richtig gemacht.

Als die Firma 2001 vom mir übernommen wurde, mussten einige einschneidende Änderungen, Investitionen und Entscheidungen getätigt werden, damit die Risiken einer Einzelfirma behoben werden konnten. Daher wurde eine Aktiengesellschaft gegründet, die zu 100% von mir gehalten wird. Die Firma wurde breiter und diversifizierter ausgerichtet, d. h., es wurde die Polsterei erweitert, es wurde PfaffenArt gegründet und es wurde der Bau erweitert.

 

Waren Sie immer einer Meinung?

 

René Pfaffen: In einem Familienbetrieb ist man, wie auch in anderen Betrieben, sicherlich nicht immer einer Meinung. Jedoch hatten wir das Funktionieren der Firma immer getrennt. Wenn Rudolf Pfaffen Chef war, war ich als Arbeiter angestellt und habe auch diese Kompetenzen wahrgenommen. Als dann die Firma in eine AG umgewandelt wurde, habe ich die operationelle Leitung übernommen und durch die jahrelange Zusammenarbeit wusste ich schon, wie die Firma zu leiten ist. So zog sich Rudolf aus der Leitung zurück und ich habe fortan die Entscheidungen selber getroffen.

Das war und ist immer meine Ansicht: „Familie kann man sich nicht aussuchen, aber wir lieben uns und natürlich streiten wir auch. Am Ende des Tages halten wir aber zusammen. Man sollte Unstimmigkeiten nicht überinterpretieren, sondern versuchen, das mit Gleichmut hinzunehmen. Man lernt, Kompromisse zu machen, anderen seine Meinung zu lassen. Wenn man sich mit seinen Freunden streitet, kann man gehen. Aber bei Familie geht das nicht. Und so lernt man, mit vielen Sachen zu leben. Weil jeder ist, wie er ist.

 

In wie weit hat der technische Fortschritt auch den Fortschritt Ihres Unternehmens geprägt?

 

René Pfaffen: Die Firma Pfaffen war schon immer innovativ. Nachfolgend einige Beispiele:

  • 1970er Jahre: Elektrische Nähmaschinen
  • 1980er Jahre: Umstellen auf Parkettarbeiten nachdem Teppichboden fertig war
  • Mitte der 90er Jahre: Erste Firma mit Computer zum Erstellen von Offerten und Rechnungen
  • Ende der 90er Jahre: Pumpmaschinen für das Verlegen von Unterlagsböden
  • Stets neue, innovative und nachhaltige Produkte (Parkett, Teppiche, etc.)
  • Anpassung an die schneller werdende Baubranche (Autos, Maschinen, Infrastruktur, Personal, etc.)

 

Welches sind Ihre schönsten Erinnerungen/Anekdoten bzgl. Ihrer Firma?

 

René Pfaffen: Sicherlich ist eine wichtige Basis der Pfaffen AG sein Personal mit allen Ecken und Kanten. Ohne ein topausgebildetes und motiviertes Personal, ist der Betrieb nichts wert. Viele spannende Charaktere werden in einer Firma zusammengemixt und heraus kommt ein äusserst gutes und schönes Zusammenarbeiten. Anekdoten und Geschichten gibt es viele, aber wichtig ist, dass das Personal Freude hat, bei der Pfaffen AG zu arbeiten, und alle untereinander grössten Respekt vor dem Personal als solches sowie der getätigten Arbeit haben. Hilfsbereitschaft wird gross geschrieben.

 

Gab es Höhe- aber auch Tiefpunkte? Wann waren diese und wie sind Sie damit umgegangen?

 

René Pfaffen: Diese gab es sicherlich, aber es muss aus jeder Krise das positive rausgezogen werden, um anschliessend aus den Fehlern der Entscheidungen lernen zu können. Denn nur so kann die Pfaffen AG weiter fortbestehen und sich weiterentwickeln. Sich jeden Tag neu erfinden, dies zum Wohle des Kunden in Top-Qualität ist die oberste Maxime der Pfaffen AG. Diese Firmenphilosophie wurde von Rudolf Pfaffen ab 1959 vorgelebt, von mir übernommen und an die nächste Generation weitergegeben.

 

Wie sieht die Zukunft für die Pfaffen AG aus? Was planen Sie?

 

René Pfaffen: Sicherlich ist wichtig, die Pfaffen AG in diesen aktuellen kurzlebigen Zeiten und bei der vielen Konkurrenz erfolgreich weiterzuführen. Daher müssen immer neue Ideen kommen und die bereits eingeschlagene Diversifizierung des Unternehmens gefestigt, ja sogar weitergeführt werden, z. B.:

  • Entwicklung der Polsterei: Dieses Handwerk ist praktisch im regionalen Markt verschwunden und die Pfaffen AG ist beinahe alleine auf dem Markt, um Polsterarbeiten durchzuführen.
  • Entwicklung der PfaffenArt: Da die Polsterei bereits gut läuft und das Personal vorhanden ist, können neue Filz- und Lederwaren entwickelt und erstellt werden.
  • Gründung des Gorwetschtreffs: In den Lokalitäten der Pfaffen AG hat es viele schöne Räumlichkeiten, welche bereits heute von anderen Unternehmen genutzt werden. So ist beispielsweise ein Coiffeur Salon „Art Coiffeur“ tätig, welche so eine aktive Durchmischung der Kundschaft fördert. Für den Kunden soll es ein Erlebnis werden, sich in den Lokalitäten zu bewegen, Räume zu entdecken wie z. B. das Bettenlabor, wo verschiedene Matratzen aktiv getestet werden können, wo die Produkte der PfaffenArt mit allen Sinnen wahrgenommen werden können und sich anschliessend eine Auszeit bei Art Coiffeur gemacht werden kann, um sich verwöhnen zu lassen. In einem kleinen Bistro wird für das leibliche Wohl der Kundschaft gesorgt.

 

 

Susten, im November 2019

René Pfaffen, Geschäftsinhaber Pfaffen AG

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